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Lieferketten aktuell – Interview mit Kristina Edvinsson

„Was früher selbstverständlich war, ist es nun nicht mehr.“

Interview mit Kristina Edvinsson

Corona hat vieles verändert – auch die Lieferketten. Was bedeutet das für Gelpell?

 Vieles, was früher selbstverständlich war, ist unsicher geworden und verlangt von Unternehmen Flexibilität und ein neues Denken. Das betrifft nicht nur die Lieferketten von Zulieferern, sondern auch unsere eigenen Mitarbeiter: Gesundheit wurde zu einem hohen Risikofaktor, der Schutz der Mitarbeiter hatte höchste Priorität. Wir mussten uns zum Beispiel mit der Frage beschäftigen, wie wir eine einwandfreie Lieferkette garantieren können, wenn Mitarbeiter gesundheitlich in grosser Zahl ausfallen.

 

Welche Lieferengpässe hatte Gelpell?

Gelpell pflegt seit seiner Gründung eine enge Zusammenarbeit mit diversen Europäischen Händlern und Herstellern. Ob Rohstoffe, Faltschachteln oder Gelatine: Wir beziehen unsere Materialien überwiegend von Herstellern und Händlern in der Schweiz oder Europa. Dies garantiert uns vor allem Professionalität bei der Abwicklung und – was am wichtigsten ist – eine zuverlässige Qualität, die den hohen europäischen Standards entspricht. Dank dieser langfristigen Strategie und Treue können wir auf eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten bauen. So konnten wir viele Probleme der Corona-Krise abfangen.

Aber natürlich haben auch wir 2021 Verschiebungen hinnehmen müssen, allerdings nicht nur durch Corona. Einige Rohstoffe wurden im Suezkanal aufgehalten, der im März 2021 sechs Tage lang durch ein havariertes Schiff blockiert war. Das hat wochenlang die gesamte Lieferkette beeinflusst. Dazu kamen Lieferengpässe oder Preiserhöhungen zum Beispiel beim Aluminium und Papier. Einige Rohstoffe waren schwerer verfügbar. Auch der Brexit hat Lieferketten verändert. Die Ein- und Ausfuhr von Material ist komplexer geworden, gerade rund um UK gibt es Lieferschwierigkeiten. Es gibt zu wenige LKW-Fahrer – ein Problem, das Covid und die unterschiedlichen Einreisevorschriften der Länder noch verschärft hat. Leider lässt sich der Mangel an Fahrern nicht über Nacht beheben.

 

Wie wichtig ist die Lieferkette für Gelpell?

Sehr wichtig. Bei jeder Kundenanfrage prüfen wir zuerst: Wo kommt der gewünschte Rohstoff in einer guten Qualität und mit der passenden Schüttdichte/Korngrösse/Konzentration her? Diese Fragen haben wir uns auch früher gestellt, aber jetzt kommt eine wichtige Frage hinzu: Wann ist der Rohstoff verfügbar? In den Jahren vor Covid wurde eine reibungslose Lieferkette oft für selbstverständlich gehalten. Alles war immer, überall und für jeden innerhalb weniger Tage erhältlich. Das hat sich geändert.

Zugenommen hat auch das Qualitätsbewusstsein der Endverbraucher. Speziell bei den Nahrungsergänzungsmitteln beobachten wir, dass sich Endkunden genau anschauen, was sie ihrem Körper zuführen und woher die Produkte stammen. Auf Druck der Verbraucher spielt die Supply Chain auch hier eine immer grössere Rolle.

 

Wie beeinflussen die aktuellen Veränderungen die Nachfrage?

Die Veränderungen haben die Nachfrage nach flexiblen, EU-internen und lokalen Dienstleistungen geweckt. Wir beobachten eine gewisse Back-to-the-roots-Mentalität und den Wunsch nach einem persönlichem Kontaktgefühl. Viele Firmen wollen das Risiko eines Imports aus fernen Ländern nicht mehr tragen. Davon profitieren wir.

 

Welche Vorteile bietet Gelpell seinen Kunden in dieser Zeit?

Wir stellen alle unsere Produkte an unserem eigenen Standort in Gähwil her – ob Weichkapsel, Hartkapsel, Gelpell, Blister und Dosen. Dabei profitieren wir von der Lage inmitten Europas und von kurzen Lieferketten. Als Schweizer Hersteller fühlen wir uns einer hohen Qualität der eingesetzten Rohstoffe besonders verpflichtet. Alle unsere Kunden können sich von unseren Abläufen und der Qualität vor Ort selbst ein Bild machen. Auch während Covid war dies durch Video-Audits und Produktionsrundgänge möglich.

Lohnhersteller Pharma Weichkapseln
Produktion Hartkapseln und Füllung mit Gelpell
Blistering Weichkapseln und Hartkapseln in Lohnherstellung
25. Januar 2022